90 Minuten mit Mike „Buyo“ Büskens

90 Minuten mit Mike Büskens. Die Ruhrknappen waren vor Ort, das schreiben überlassen wir aber lieber der Susanne.

Den kompletten Text findet ihr unter : http://www.westline.de/fussball/schalke04/mike-bueskens-hier-auf-schalke-rennen-nur-bescheuerte-rum-das-passt


Wenn aus angekündigten 90 Minuten satte drei Stunden werden und sich die Zuhörer trotzdem nur ungern trennen, ist klar: War mal wieder ein toller Abend! Von herzhaftem Lachen bis dickem Kloß im Hals waren alle Gefühle vertreten – und das lag neben der wunderbar offenen Hauptperson an Gästen wie Werner Hansch, Youri Mulder und Rachid Azzouzi, die neben Dönekes aus der Vergangenheit auch einen tiefen Einblick in „Buyos“ Gefühlswelt und das aktuelle Fußballgeschehen boten.

Anpfiff durch Moderator Jörg Seveneick ist natürlich um 19.04 Uhr, doch diesmal fällt die Einleitung kurz aus: Wenn eine Veranstaltung mit einem Spieler knapp eine halbe Stunde nach Bekanntgabe restlos ausgebucht ist, muss man ihn nicht mehr vorstellen. Seveneicks Beschreibung „Doch er hat nicht nur jahrelang unser Trikot getragen und Titel geholt, da ist viel mehr, seine DNA entspricht der DNA des Vereins!“ trifft es genau und so wird Mike Büskens von donnerndem Applaus der gut 150 Schalker im Medienzentrum begrüßt.
 

Wie aus Michael Buyo wurde
Warum eigentlich Buyo? Büskens klärt auf, er schwärme bis heute für Real Madrid, wo seinerzeit Francisco Buyo Sánchez zwischen den Pfosten stand. Von „Buyo“ bis „Büskens“ sei es ja nicht so weit, auch wenn er außer der legendären Partie in Leverkusen, wo er für den vom Platz geflogenen Jens Lehmann zwischen die Pfosten musste, nie Torwart gewesen sei. Seveneick erzählt grinsend, dass Büskens sogar „Roberto Carlos“ als Email-Adresse habe und überrascht ihn prompt mit einer Video-Grußbotschaft des bewunderten Brasilianers. Beide sind Linksfüße, allerdings hat Roberto Carlos 11 Kinder von 7 Frauen…. Unter dem Uiiiiii des Publikums versetzt Büskens trocken, dass er mit einer Frau und zwei Kindern, allesamt in der ersten Reihe, vollkommen zufrieden sei.
 

Dass zuvor aus Michael Mike wurde, lag schlicht daran, dass es mehrere Michaels in seiner Klasse gab. Mittlerweile nenne ihn außer seiner Patentante kein Mensch mehr Michael.

 

Turbulente Anfangszeiten bei Fortuna Düsseldorf
In Düsseldorf geboren, landete Buyo über Alemannia Düsseldorf schnell in der Fortuna-Jugend. „Doch meine Jugendkarriere war untypisch: Ich habe jeweils zwei Jahre B 2 und A 2 gespielt und war zwischendurch auch noch mal weg zum VfL Benrath.“ Erst Alex Ristic („kommst Du zu mir, hast Du Job!“) habe ihn wieder zur Fortuna geholt und ihn und andere Jugendspieler rein geschmissen, ihnen vertraut und sie Fehler machen lassen. „Er hat zwar manchmal sehr hart kritisiert, aber auch immer wieder die Hand gereicht; für uns war das ein Segen, ich habe ihm wahnsinnig viel zu verdanken.“

Seveneick erinnert sich schmunzelnd an einige Zusammenstöße mit Ristic, der auf Schalke nicht an seine Erfolge mit Fortuna anknüpfen konnte. Woran lag’s? Büskens erklärt, dass Ristic in Düsseldorf alles einschließlich der Medien gut im Griff gehabt habe  - „und dann kommst Du hier hin, wo nur Bescheuerte rumrennen“. Außerdem sei es für einen „eher humorlosen“ Menschen wie Ristic nicht einfach, auf eine Persönlichkeit wie Peter Neururer zu folgen, der den Verein zuvor vor dem Abstieg in die 3. Liga bewahrt habe. Berühmt war damals Ristics Angewohnheit, vor dem Spiel Bonbons an die Linienrichter zu verteilen. „Zum Glück gab es ja noch keinen Videoschiri in Köln!“

 

Warum Büskens Bayern absagte
Sein Profidebüt feierte Büskens nach einer Verletzung von Petr Rada ausgerechnet gegen Schalke, da muss doch der Fußballgott seine Hand im Spiel gehabt haben? „Ich weiß NICHTS mehr von diesem Spiel, nur an die Riesen-Anzeigetafel in Düsseldorf mit meinem Namen drauf erinnere ich mich!“ Fortuna siegte seinerzeit mit 2:0. Deutlich besser in Erinnerung ist ihm sein erstes Profitor geblieben, ein Knaller aus 18 Metern gegen die Frankfurter Eintracht, erzielt mit der Rückennummer 10.

Gute Kumpels aus Düsseldorfer Zeiten sind bis heute Baffoe und Schmadtke, auch wenn ihn dieser mal für blöd erklärt hat, als er ein Angebot von Bayern ablehnte und „gefühlte zwei Stunden später“ Förderer Alex Ristic gefeuert wurde. „Schmadde ist bis heute unglaublich konsequent, wenn’s nicht passt, haut er in den Sack!“

Warum er bei Bayern abgesagt hat? Nee, es war nicht die königsblaue Bettwäsche, aber „Bayern war sehr weit weg von zuhause“. Buyo war außerdem zuvor einmal bei einem Spiel im Parkstadion gewesen und hatte die Atmosphäre sehr prickelnd gefunden, zudem habe sich Eichberg sehr um ihn bemüht „Du verlässt das Büro nicht, bevor Du unterschrieben hast!“ Nach dem Abstieg von Fortuna habe er dann den nächsten Schritt machen wollen und das Gefühl gehabt, das passt. „Hier sind ja alle etwas bescheuert, Wahnsinn trifft auf Wahnsinn“.

Neben Büskens kam 1992 auch Thomas Linke auf Schalke, mit dem er bis heute befreundet ist. „Das war wie Arsch und Eimer! Viele, die in den Süden gehen, stellen leicht ihren Charakter um, aber TL ist trotz aller Erfolge bis heute der geblieben, den ich 1992 kennengelernt habe!“

Der Anfang war nicht einfach, die Erwartungen auf Schalke seien nach Transfers wie Radmilo Mihajlovic und Bent Christensen hoch gewesen, was zu unschönen Schlagzeilen wie „Die 11 Flaschen von Schalke“ geführt habe. Auch Udo Lattek („er kam wahnsinnig über die Motivationsschiene“) habe trotz seiner beeindruckenden Vita nicht richtig auf Schalke gepasst. Seveneick ergänzt, Eichberg habe einen „Hang zu großen Namen“ gehabt, wie man auch an „Telefonmanager“ Günter Netzer sehen konnte.

Der Schlingerkurs wurde erst beendet, als Rudi Aussauer verpflichtet wurde, weil der DFB wegen der Lizenz vernünftigeres Wirtschaften angemahnt hatte. Dieser verpflichtete „jedes Jahr zwei echte Säulen“, beginnend 1993 mit Youri Mulder und Jiri Nemec.
 

Mulder: Man bewundert immer das, was man nicht ist!
Mulder entert prompt unter Beifall und gewohnt blendend gelaunt die Bühne. Wie Seveneick („wegen Johan Cruyff!“)  ist auch er eher Barca als Real zugeneigt. “Ich bin mehr so der Messi-Typ!” Büskens versetzt grinsend, „joa, warst Du ja auch als Spieler“. Aber Mulder kann wechseln: „Man bewundert immer das, was man nicht ist!“

Mulders Anfänge auf Schalke waren abenteuerlich. „Ich wusste damals nur, das ist ein riesengroßer Verein, von den finanziellen Problemen hatte ich keine Ahnung. Und dann führt mich die erste Reise in die weite Welt mit dem Bus von Gelsenkirchen nach Fehmarn! Im Trainingslager wurde mit 30 Mann bei einer Familie übernachtet, die Frau kochte!“

Zurück ging es in Rudi Assauers Mercedes, Zigarre UND Zigarette bei Tempo 200 inklusive. Und auf einmal fluchte Assauer tierisch los: „Scheiße, Du musst doch aufpassen!“ - ?!? – „Wir sind in Kassel!“

Dann wird es wieder ernster, Büskens wirft ein,  Assauer „hatte ein Supergespür dafür, welche Charaktere der Verein braucht, da ist was gewachsen, das hat er wirklich perfekt gemacht“. Mulder stimmt ihm zu, das sei wirklich überragend gewesen.


Werner Hansch: Ein geiles Tor!
Es folgen einige Videos mit schönen Büskens-Buden, darunter das legendäre „ein geiles Tor!“ gegen den 1. FC Nürnberg. Prompt kommt auch Werner Hansch unter lautem Applaus auf die Bühne und schnell wird klar: Auch wenn „die Stimme des Ruhrgebiets“ in diesem Jahr 80 Jahre alt wird, er hat NICHTS verlernt. Und er erklärt seinen legendären Spruch, der es auf alle Titelseiten und bis ins Feuilleton („die schrieben, mit meinen sexuellen Befindlichkeiten könne was nicht stimmen!“) schaffte: „Ich hatte meine Berichte nie vorher ausformuliert und dann gemerkt, dass schon zwei Kollegen „Welch‘ ein Tor!“ gesagt hatten, das reichte mir nicht. Also EIN GEILES TOR. Nie in 35 Jahren habe ich die Genialität eines Tores kürzer ausgedrückt als damit!“

Danach gibt Hansch noch einige Einblicke, wie er vom Rundfunk zum Fernsehen kam. Nach dem Weggang von Beckmann zu Premiere rief der seinerzeitige Sportschau-Chef Heribert Faßbender ihn an und fragte „Kannste das auch im Fernsehen?“ Hansch wollte es zumindest mal versuchen, obwohl „mir niemand erklärt hat, wie man einen Fernsehbericht schneidet“. Er habe dann ganz normal für’s Radio kommentiert – „in einer Kabine, schmal wie ein Karnickelstall“ -, als plötzlich zwei Typen klopften und sich als seine heutigen MAZ-Redakteure vorstellten. „Ich wusste bis dahin nicht einmal, dass es sowas gab!“ Dann seien sie zusammen im Galopp zum Ü-Wagen gerast und hätten ratzfatz 11 Minuten zusammengeschnitten. „Kaum waren wir fertig, drückte Faßbender schon die Cassette an „und ich musste reden. Das war das Schlimmste, was ich je gemacht habe, Hörfunk im Fernsehen!“ Aber: „Ich konnte immerhin fünf Sätze fehlerfrei sprechen, das können viele Fernsehfuzzis nicht!“

1996 wollte Hans Rudi Assauer zu dem „Riesen-Bohei“ um die Entlassung von Jörg Berger interviewen, doch der war nicht aufzufinden, weil er bereits nach Holland unterwegs war, um Stevens zu verpflichten. Mulder erklärt, dass es Probleme zwischen Mannschaft und Trainer gab, die schon im April 1996 zur legendären Krisenaussprache in Billerbeck geführt hatten. Danach wurden sechs Spiele gewonnen und die Qualifikation für den UEFA-Cup geschafft, doch „trotzdem war etwas kaputt“. Dennoch: Die Entlassung Bergers trotz Platz 3 sei für ihn überraschend gewesen, denn „der hat uns im Vorjahr noch gerettet. Ohne Berger hätten wir 1997 nicht gewonnen!“ Und  er habe, von Assauer auf Stevens angesprochen, gesagt „Nee, bloß nicht den!“, weil er von ehemaligen niederländischen Mitspielern gehört habe, dass Stevens superstreng sei. „Tja, drei Tage später war er mein Trainer.“

Hansch kommentierte auch das Finale 1997, obwohl eigentlich in der internen Liste des Senders Wontorra dran gewesen wäre. „Ich stand tierisch unter Druck, ich wusste, wenn ich das in den Teich setze, sitzen ein paar Kollegen zuhause und holen sich einen runter!“ Danach wird er wieder ernst und wendet sich an Büskens: Das Gruppenerlebnis mit der 97er Truppe sei „ungeheuer“ gewesen, eine bessere Mannschaft habe Schalke nie gehabt. Mailand sei von den Namen her klarer Favorit gewesen (schräger Seitenblick von Büskens: „Och Werner…!“), aber keine echte Mannschaft, wohingegen „Euer Zusammenhalt jederzeit spürbar war!“

Hansch erinnert sich an das Elfmeterschießen, „ich wurde immer ruhiger, mir ging so viel durch den Kopf“. Er habe daran gedacht, wie er 1973 „unter Zwang“  in die Glückauf-Kampfbahn gefahren wurde, um dort bar jeder Fußballahnung den erkrankten Stadionsprecher zu ersetzen. Prompt kündigte er Torhüter Norbert Nigbur, wie vom Pferderennen gewohnt „mit der Startnummer 1“ an.  „Da spielten Maier, Schwarzenbeck, Beckenbauer, Müller, das ging mir am Arsch vorbei, ich wollte da nie wieder hin. Aber Siebert meinte, ich hätte das nett gemacht und bekäme auch Honorar!“


Warum Huub Stevens Schalke 2002 angeblich wirklich verließ
Als alle UEFA-Cup-Tore über den Bildschirm flimmern, bekommt Buyo leicht feuchte Augen und viele im Publikum eine Gänsehaut. Auf dem Rückflug aus Mailand saß Hansch neben Assauer, der ihm ankündigte, dass ab morgen seine Kraft dem Bau der Arena gelte. „Assauer war spitze, da folgten noch zwei Pokalsiege und die gestohlene Meisterschaft – „von einem Mann, der einen Rückpass exklusiv hatte!“

Was Hansch damals genauso wenig ahnte wie alle anderen Schalker: beim starken Mann Assauer zeichneten sich bereits die ersten gesundheitlichen Probleme ab. Hansch erzählte: 2002 habe Stevens bereits mit Rudi Assauer über einen neuen Vertrag verhandelt – „und am nächsten Morgen wusste dieser nichts mehr davon!“ Auch Stevens habe diese ersten Vorboten der damals noch nicht diagnostizierten Alzheimer-Erkrankung des Managers nicht einordnen könne, habe aber geahnt, dass es bald große Probleme geben würde. „Ich hätte Schalke sonst nie verlassen!“ Damit geht es nach satten 94 Minuten mit einem Hinweis auf die Filmpremiere des Assauer-Films am 04. Mai in „seiner“ Arena erst einmal in die Pause, in der Büskens und Co. begehrte Autogrammschreiber und Fotomotive sind.
 

Die emotionalste Woche in Büskens‘ Leben
Weiter geht es mit den Pokalsiegen 2001 und 2002. Büskens erinnert sich grinsend „Es hat nie jemand so wenig im Finale gespielt und dann so lange gefeiert!“ Das ist das Stichwort für den langjährigen Schalker Zeugwart Enrico Heil, Buyo den DFB-Pokal aus dem Schalke-Museum zu überreichen. Büskens bedankt sich herzlich bei dem „Schalke-Verrückten“, der ihm vor 20 Jahren schon seine Schalke-Sammlung gegeben habe – und er stutzt Jörg Seveneick zurecht, der wissen möchte, ob die „scheißegal, verloren!“-Party 2005 nicht die Geilste gewesen sei: „Bist Du bekloppt?!? Wenn Du im Finale bist, willste auch gewinnen!“

Zu den Bildern von 2001 und 2002 mit dem von Assauer verbeulten Cup schwelgen alle in Erinnerungen. „Haching und der Meister der Herzen, das war wirklich krass. In der Woche danach war das Trainingsgelände immer voll, da konnte man spüren, welche Energie dieser Verein hat. Vielleicht die geilste Woche die ich je erlebt habe, der Zusammenhalt und die Emotionalität waren unfassbar. Der UEFA-Cup war das Größte, was ich gewonnen habe, aber 2001 war ganz großer Sport!“ 2002 sei dann eher „beschissen“ gewesen, weil er in seinem vermeintlich letzten Spiel nur so kurz ran gedurft hat. „Und das gegen eine Mannschaft, die eigentlich nicht gewinnen konnte, denn es war ja Vizekusen!“

2002 folgte mit dem Abschied von Stevens und sechs Schalker Urgesteinen ein großer Umbruch, auch Büskens wechselte als spielender Cotrainer zu den Schalker Amateuren. „Das war klasse, ich hing als Mittelfeldspieler aus der ersten Liga immer vorne rum!“. Das Ende kam dann nicht ganz freiwillig. „Dann hat‘s mich zerrissen, von alleine hätte ich nicht aufgehört, denn: Spieler sein ist das absolut Größte, als Trainer bist Du letztlich immer der Arsch!“

An seine lebensgefährliche Blutvergiftung 2005 möchte Büskens nicht erinnert werden: „Ich habe ja nicht so viel davon mitgekriegt, ich lag ja im Koma. Themawechsel bitte!“ Auf Nachfrage von Seveneick, ob ein solches Erlebnis die Prioritäten verschiebe, erwidert Buyo, dass man irgendwann wieder im Trott sei, auch wenn er den Ordner mit den vielen Genesungswünschen bis heute in Ehren halte.

Auch als Cheftrainer der Amateure habe er „Riesenspaß“ gehabt, als Interimstrainer der Profis hingegen war die Verantwortung riesengroß, weil an der CL-Qualifikation gut 20 vom Verein dringend gebrauchte Millionen dranhingen. „Da kommt man schon ins Grübeln. Wenn ich meinen Job verliere, kann ich immer noch zweimal am Tag warm essen, aber da hängt ja viel mehr dran. Doch die Jungs wie Kuranyi und Krstajic haben super mitgezogen!“

Danach wird Büskens richtig wütend: „Wenn einer gerne hier ist, soll er hierbleiben und nicht ewig diskutieren, da kriege ich das Kotzen! Eine Stadt mit 15 % Arbeitslosenquote….! Es gibt doch nicht nur die Schubkarre voller Geld, sondern noch mehr! Ich versteh das nicht… Wieso verlängert einer wie Brand in Leverkusen? Warum ist Leverkusen so geil und hier gehen alle weg? Hier hast Du die Chance, um die CL mitzuspielen, es zu schaffen, einen Trainer, der Dich besser macht…. UND WIR KRIEGEN ES NICHT HIN, DASS EINER VERLÄNGERT??? Was haben die, was wir nicht haben?“ Das soll ausdrücklich „keine Kritik an Heidel sein, aber ich verstehe es nicht!!!“ Donnernder Applaus.


Erfolge in Fürth: „Richtig viel Mensch!“
Der letzte Teil des Abends ist Buyos Zeit bei Greuther Fürth gewidmet. Eigens dafür angereist ist Rachid Azzouzi, damaliger Manager der Kleeblätter und Büskens bis heute freundschaftlich verbunden. „Mir war er etwas suspekt, denn ich hatte Bilder gesehen, wie er gejubelt hat, aber nach den Vorstellungsgesprächen war klar: Nur er kommt in Frage!“ Es sei nicht einfach gewesen, aber Büskens sei „richtig viel Mensch, das spüren die Menschen und deshalb mögen ihn alle!“

Büskens arrangierte sich nicht nur mit „Mr. Fürth“, dem mächtigen Präsidenten Helmut Hack, er schaffte es auch, den zuvor diverse Male knapp gescheiterten Franken „den Glauben zu geben“. Büskens gibt die Komplimente artig zurück, er habe sich in Fürth sehr wohl gefühlt, „da sind Freundschaften entstanden und das ist das, was Fußball ausmacht“. Und er erinnert sich an den Sieg mit dem Underdog – Gesamtetat 13,5 Millionen – auf Schalke. „Die Spieler hatten teilweise nur drei Scheine im Monat, da hast Du als Trainer fast ein schlechtes Gewissen. Und dann spielst Du hier in deinem Wohnzimmer, Gehaltskosten fast dreistelliger Millionenbereich. Ich dachte nur, hoffentlich wird es nicht ganz so bitter und dann wendet sich das Blatt, ein geiler Abend!“ Seveneick wirft dezent ein, das Tor sei schwer abseitsverdächtig gewesen. Büskens versetzt grinsend, dass es ja zum Glück noch keinen Videoassistenten gegeben habe. „Ihr wisst gar nicht, wie schön das ist, nach so einem Spiel hier durch die Räume zu gehen, das war Weltklasse!“


Jeden Tag eine Ansprache
Azzouzi erzählt, dass Buyo in Fürth vor jedem Training eine Ansprache an die Mannschaft gehalten habe, die dann voll motiviert loslegte. Doch die finanziellen Zwänge führten dazu, dass regelmäßig die besten Spieler verkauft werden mussten. „Wir sind leider immer noch ein Ausbildungsverein, eher unscheinbar, wir haben nicht die Strahlkraft von Schalke. Das ist okay, aber ich werde nie deutscher Meister“. Erheiterung im Publikum und dezenter Hinweis von Büskens, dass das jedenfalls in den vergangenen 60 Jahren nicht nur für Fürth gelte.

Auch Azzouzis weiteres Fazit, „Leben ist nicht immer nur Gewinnen, auch verlieren und Wiederaufstehen gehört dazu“ können alle Schalker unterschreiben. Deshalb habe er auch manchmal Probleme damit, was alles in den modernen Fußball reinspiele, aber Momente wie mit Büskens entschädigten für Vieles.


Plädoyer für mehr Geduld mit Trainern: Nicht alles Idioten!

Nach der Zeit in Fürth ging es noch einmal zurück zur Fortuna in die zweite Liga, „obwohl ich auch zu den rheinischen Nachbarn hätte gehen können, der auch Karneval feiert“. Fortuna hatte damals Ambitionen auf den Aufstieg, aber „vieles war mit heißer Nadel gestrickt, es fehlten Geduld und klare Sicht.“ Es sei doch Wahnsinn, dass auch in der aktuellen zweiten Liga mehr als die Hälfte der Trainer zu Saisonbeginn noch nicht auf dem Stuhl saß; auch Schalke sei nach seiner Zeit allein in den letzten 10 Jahren mit Slomka, Rutten, Magath, Rangnick, Stevens, Keller, di Matteo, Breitenreiter und Weinzierl „eher getrieben gewesen“ als etwas zu entwickeln. „Ja, auch Trainer machen Fehler, aber das können doch nicht alles Idioten sein?!“

Seveneick, wie immer durch und durch königsblau und mit sehr viel Fingerspitzengefühl moderierend, möchte wissen, wie oft man sich „das Herz rausreißen kann, bis man keinen Bock mehr auf den Job hat?“ Büskens antwortet, so dürfe man das nicht sehen, wenn man das Spiel liebt, die Arbeit mit jungen Mensche, wie sie sich entwickeln, das Kräftemessen am Wochenende… Fußball sei zudem so schnelllebig, wer wisse schon, was nächste Woche sei? „Ich möchte auf jeden Fall weiter was mit Fußball machen!“


Tedesco macht das perfekt
Azzouzi ergänzt, Büskens könne „jede Erst- oder Zweitligamannschaft trainieren“, er sei ein sehr guter Trainer, die tolle Zeit mit ihm bleibe unvergessen. Büskens: „Es braucht einfach ein paar Leute, die in die gleiche Richtung denken und nicht nach drei Niederlagen austicken.“ Er möchte „ paar Freiheiten haben“, die Sachen zu machen, weil er es wolle und nicht, weil er als Marionette funktionieren müsse.

An dieser Stelle unterbricht ein Zwischenruf, dass „sein“ Real 0:3 gegen Juventus hinten liegt, das Geschehen. Büskens stehen die Haare zu Berge, Seveneick pariert, er habe ihm doch gleich gesagt, dass er die Verlängerung noch gucken könne. Doch ohne Tipp für’s Derby – „meinetwegen ein langweiliges 1:0 für uns, damit die CL bald safe ist“ - kommt Buyo nicht vor den Fernseher. Auch ein Lob für Tedesco – „er macht das einfach perfekt, hat uns die Identität wiedergegeben“ – ist Büskens noch wichtig. „Ich hoffe, dass alle ruhig bleiben und ihm das Erarbeitete nicht zur Hypothek wird, an der er sofort gemessen wird, wenn es mal nicht ganz so gut läuft.“

Seveneick dankt Büskens herzlich, das Publikum spendet langen Applaus für einen weiteren unvergesslichen Schalker Abend, doch das Schlusswort hat Buyo: „ICH möchte mich bedanken. Als ich 1992 hierher kam, hätte ich mir nicht träumen lassen, 2018 Teil einer solchen Veranstaltung zu sein. Danke!“

 

 


 

 

 


 

 

 


 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 


 

 

 


 

 

 


 



 




 

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